Alte Obstbäume im zeitigen Frühjahr
In der europäischen kulturhistorischen Landschaft stellen Streuobstwiesen das wohl artenreichste Biotop dar. Sie geht auf die traditionelle Form des Obstbaus zurück, in der hochstämmige Obstbäume, wie der Name schon sagt, verstreut auf der Wiese stehen. Dabei unterscheiden die Obstbäume sich in der Regel in Alter, Arten und Sorten.
 

Ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen

Die klassische Streuobstwiese steht im Allgemeinen auf artenreichen Mähwiesen. Entsprechend ergänzen Obstbäume das ohnehin schon sehr wertvolle und artenreiche Biotop. Obstbäume bieten mit der großen Anzahl von Blüten, vielen blütenbesuchenden Insekten bereits relativ früh im Jahr eine große Menge Pollen und Nektar. Dabei können Kirschen, Zwetschgen und Pflaumen bereits im April blühen, später im Mai folgen dann Apfel und Co.
Insbesondere wenn die Obstbäume dann älter werden, bieten diese selber zahlreiche Lebensstätten für eine Vielzahl von Tieren. Kleinere Lebewesen, wie Insekten, Spinnentiere usw. finden sich in rissigen Rinden. Wenn die Bäume im Alter dann noch (kleine) Baumhöhlen aufweisen, können sich Spechte, Fledermäuse oder Siebenschläfern einquartieren. Besonders erfreulich wäre die Ansiedlung des stark bedrohten Steinkauzes, einem typischen Bewohner alter und ungestörter Streuobstwiesen.
Streuobstwiese bei Gerolstein © Dr. Hendrik Albrecht
 

Streuobstwiesen im Siedlungsbereich und deren klimaschützende Wirkung

Die klassische Streuobstwiese hat einen hohen Platzbedarf. Im Siedlungsbereich sind entsprechend große Flächen vermutlich nur in größeren Parkanlagen vorhanden. Dennoch können auch im Siedlungsbereich kleinere Obstwiesen geschaffen werden, die sich ideal eignen, um die heimische Insekten- und Vogelwelt zu fördern und zu beobachten. Zudem können solche Obstwiesen für Bürger*innen frei zugänglich sein, sodass auch das Obst von „Hand-in-den-Mund“ zur Verfügung steht. 
Wenngleich hinsichtlich der ökologischen Wertigkeit ein paar Abstriche in Kauf genommen werden müssen, eignen sich für solche Fälle Obst-Halbstammbäume. Aufgrund der geringeren Höhe, bieten sie unter Umständen einen nicht ganz so umfangreichen Lebensraum, wie es die Hochstämme tun. Ob sich jedoch ein Specht oder Steinkauz eine Obstwiese in einer Siedlung aussucht, erscheint ohnehin fraglich. Kleinere Säugetiere können auch in kleineren Bäumen Unterschlupf finden und der Insektenwelt sowie den typischen Siedlungsvogelarten stören die etwas geringere Stamm- und Baumkronenhöhe sicher nicht. 
Wie schon die Wiesen sowie die naturnah gestalteten Grünflächen und Gärten, tragen auch Obstwiesen zum Klimaschutz bei. Zusätzlich beeinflussen Bäume im Allgemeinen das lokale Klima positiv, indem Sie die Umgebungsluft abkühlen. Dieser als Evapotranspiration bezeichnete Prozess steht im Zusammenhang mit der Photosysnthese, einen essentiellen physiologischen Prozess bei Pflanzen, in der CO2  im Austausch mit Wasser und Sauerstoff aufgenommen und gebunden wird.

    Maßnahmen

    Die „Von-Hand-in-den-Mund-Obstwiese“ im Siedlungsbereich:
    Geeignet für z. B. sehr große Gärten, Schulhofwiesen, öffentliche Grünflächen
    Planung: pro 80-100 m² ein Obstbaum

    Die klassische Streuobstwiese besteht aus Hochstämmen. Die Verwendung von Halbstämmen kann im Siedlungsbereich aufgrund des etwas geringeren Platzbedarfs sowie als pädagogisches Element sinnvoll sein, wenn z. B. eine Anpflanzaktion mit Schüler*innen geplant wird. Halbstämme tragen in der Regel früher, sodass Schulkinder wortwörtlich die Früchte ihrer Arbeit noch miterleben können.

    Ausführliche Anleitung zur Anpflanzung einer Streuobstwiese

    Weitere Maßnahmen: 

    Weiterführende Literatur und Links

    www.streuobst-rlp.de

    Für Kids: naturdetektive.bfn.de

     

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